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Digitale Illustration: The Trailmarkers
Inspiration
Zu meinem Werk “The Trailmarkers” wurde ich bei einer Wanderung auf dem Lapplandsleden inspiriert. Nüsschen und ich waren auf einem vierwöchigen Roadtrip quer durch Norwegen und Schweden in unserem kleinen Cabrio unterwegs, als uns ein Hinweis auf einen neu-eröffneten Wanderweg erreichte. Der Lapplandsleden ist ein Fernwanderweg, der seinen Beginn im südlichen Lappland im Ort Borgafjäll hat. Von dort wandert man (sofern man das denn möchte) mehrere hundert Kilometer nordwärts, bis der Lapplandsleden auf den Kungsleden trifft, dem man dann sogar noch weiter nordwärts folgen kann. Und dieser Artikel erzählt die Geschichte hinter dem Bild, wie es dazu kam, das dieses Bild entstanden ist und wie ich dabei vorgegangen bin.
Bei Regen und Schietwetter, mit Temperaturen um die 2°C verbringen Nüsschen und ich die Nacht im Auto auf dem Wanderparkplatz – am nächsten Morgen soll es losgehen: wir wollen die erste Etappe des in diesem Jahr neu eröffneten Lapplandsleden wandern. Das Wetter bleibt mies – kalt, windig, stürmisch. Und während bei uns in Deutschland der Sommer schon längst Einzug gehalten hat, ist so weit im Norden der Winter gerade erst vorbei und vom Sommer noch lange keine Spur. In der eisigen Kälte machen wir uns bereit für unsere Wanderung, das Frühstück sparen wir uns für später auf.
Im trist-nassen Grau des Morgens fallen mir schon nach wenigen Metern die leuchtend orangenen Wegmarkierungen auf Bäumen, Felsen und Steinen auf: irgendwer muss ja hier mit einem Topf Farbe entlang gewandert sein und hat alles angepinselt. Cooler Job eigentlich – den ganzen Tag Wandern und hier und da ein paar orangene Farbkleckse in der Landschaft verteilen. WOW ❤️
Ich fange an, länger darüber nachzudenken.. Wie heißt die Person, die das macht, oder der Job eigentlich? Trailmaker? Trailmarker? – überlege ich, letzteres gefällt mir aber irgendwie besser. Okay, der Trailmarker läuft also durch die lappländische Einsamkeit und markiert den Trail. Mein Hirn fängt an zu träumen: kitschige Fantasien über Abenteuer und Wanderschaft, Lagerfeuerromantik und Begegnungen mit Fremden auf einsamen Berghütten – hach ist das schön. Und dann ist da dieser eine wunderbare Ausblick. Also dieser hier:
Dazu noch ein kleines Bisschen Schutzhüttenromantik und das Motiv entstand so langsam aber sicher in meinem Kopf – man sieht eine junge Frau mit einem Farbeimer und Pinsel in den Händen, daneben sitzt ihr kleiner Hund und die beiden schauen auf den noch zu markierenden Weg bis zum Horizont zu einer kleinen Berghütte aus der bereits Rauch aufsteigt und vermutlich schon jemand den Teekessel aufgesetzt hat. Perfekt.
Da wäre jetzt nur noch ein Problem☝ Ich male für gewöhnlich digital und wir sind auf einem Roadtrip in Lappland und dann gerade sogar noch zu Fuß unterwegs auf irgendeinem Wanderweg am Ende der Welt.
Ich persönlich glaube von mir, dass ich nicht besonders gut malen und zeichnen kann. Ja, einige von euch sind da ganz anderer Meinung, aber ich sehe mich malerisch und zeichnerisch als nicht sonderlich versiert an. Ich glaube jedoch, dass ich in meinem Kopf viele interessante und spannende Geschichten erträumen kann und mit der Technik des digitalen Malens einen für mich sehr gut funktionierenden Weg gefunden habe, diese Ideen und Träume aus meinem Kopf hinaus auf eine Leinwand zu transportieren.
Aber genug des Exkurses – wir sind in Lappland. Mit dem Auto. Und ich male lieber digital. Das ist ja jetz doof 😅 Kann man wohl sagen. Aber natürlich drücke ich mich nicht davor auch mal traditionell zu malen. Tatsächlich mache ich das sogar ganz gern und habe eigentlich immer wenn ich draußen oder auf Wanderungen bin ein kleines Kästchen Aquarellfarben, einen Wassertankpinsel und einen Stift dabei. Jetzt waren es hier natürlich gerade zwei Grad und Regen und deshalb musste mein Ausflug in die traditionelle Technik noch etwas warten, aber ein paar Tage später und ein gutes Stück Autofahrt vom Lapplandsleden entfernt, an einer kleinen Rasthütte am See habe ich mir meine Farben und mein Skizzenbuch geschnappt und die Idee festgehalten.
Und meistens wenn ich unterwegs male oder zeichne, schreibe ich noch ein paar Dinge dazu – wichtig war aber vorallem, die Idee zu fixieren, so, dass ich sie bei all den vielen Eindrücken die auf unserer Reise noch auf mich einprasseln werden, nicht vergesse.
Digitale Umsetzung
Als wir dann irgendwann wieder zu Hause waren und ich mein digitales Malequipment wieder zur Hand hatte, habe ich mich darangemacht, die Illustration digital umzusetzen. Auch wenn meine Illustrationen teilweise sehr einfach aussehen, brauchen sie doch eine ganze Menge Zeit und Arbeit. In “The Trailmarkers” habe ich etwa 11,5 Stunden investiert. Dazu kam noch die (traditionelle) Vorbereitung in meinem Skizzenbuch und die Inspiration und Gedanken unterwegs und auf dem Wanderweg.
Wenn ich eine neue Illustration beginne, starte ich zunächst mit einer groben Skizze. Manchmal besteht diese tatsächlich nur aus ein paar Strichen und Kreisen, manchmal ist sie dagegen sehr detailliert. Im nachstehenden Bild, sieht man die erste Skizze noch unter der fertigen Schwarz-Weiß-Zeichnung hindurchscheinen. Diese erste Skizze hat bei diesem Werk gerade einmal etwas über zehn Minuten gedauert. Die Illustration in Schwarz-Weiß war nach etwa eineinhalb Stunden fertig. Später füge ich immer noch Dinge zur Zeichnung hinzu oder ändere sie, aber in der Regel ist der Bildaufbau damit abgeschlossen.
Jetzt mach aber ma’n bisschen bunt!
Der nächste Schritt ist das Kolorieren und den mag ich am wenigsten. Manchmal scherze ich, dass ich vielleicht ein Malbuch veröffentlichen sollte, dann könnte ich mir das mit der Koloration einfach sparen. Aber ohne Farbe fühlen sich meine Bilder einfach so leer und unfertig an ☹️
Es ist nicht das Kolorieren an sich, dass ich nicht mag, sonder ich finde es einfach wahnsinnig anstrengend und kompliziert – irgendwie tue ich mich schwer damit, die richtigen Farben auszuwählen und mit anderen Farben abzustimmen und anzupassen. Mein Hirn findet das ganz schön ermüdend.
Nach drei Vierteln der Zeit sieht das Bild dem fertigen Ergebnis schon ziemlich ähnlich! Jetzt fehlen vorallem noch die farblichen Details – Schatten, Grashalme, Steinchen und ein paar Linien und Schwünge, die die Aufmerksamkeit des Betrachtenden an die gewünschte Stelle führt. Bei dieser Illustration finde ich das sehr auffällig: zum Zwischenstand ist das Bild sehr ausgeglichen, kein Teil des Bildes fängt die Aufmerksamkeit des Betrachters so richtig ein – in der fertigen Illustration hingegen wird der Blick des Betrachters entlang des Weges zur Berghütte geführt. Die einzelnen Teile und Details des Bildes werden erst in einem zweiten Schritt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt.
Abschluss
Die letzte Stunde der Arbeit an einer Illustration passiert gar nicht mehr so viel: vorallem schaue ich mir das Bild ganz in Ruhe an. Von Zeit zu Zeit fällt mir ein kleiner Fehler auf, den ich dann korrigiere, oder mir fällt eine Kleinigkeit ein, die ich hinzufügen möchte, oder eine Farbe gefällt mir an einer bestimmten Stelle doch noch nicht so ganz. Meistens schaue ich währenddessen einen Film oder eine Serie und habe das Bild auf meinem zweiten Monitor geöffnet und schaue es mir an. Irgendwie klingt das nicht so, als wäre das noch Arbeit an der Illustration, aber tatsächlich macht dieser letzte Schritt eine ganze Menge aus – es erweckt die Illustration zum Leben und verpasst ihr den letzten Schliff. Erst jetzt macht es wirklich Spaß sich in dem Bild zu verlieren und sich auf die Geschichte, die es erzählt einzulassen.
Video
Wer mag, kann sich den ganzen Prozess auch in meinem Youtube-Video anschauen. Hier erkläre ich noch einmal ganz genau, was ich gemacht habe und wie ich vorgegangen bin und man sieht auch den ganzen Mal- und Zeichenprozess im Zeitraffer.
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