Barfußwandern

Ab und an sieht man sie – die Hardcore-Barfußläufer: im Supermarkt, in der Stadt, an der Tankstelle und manchmal sogar mitten im Winter und bei Schnee. Ich selbst war noch nie eine wirkliche Barfußläuferin und gestehe, mich durchaus ein wenig scheinheilig zu fühlen, einen Artikel über das Barfußwandern zu verfassen. Warum? Nun, eigentlich mochte ich das Laufen ohne Schuhe nie besonders gern. Selbst zu Hause trug ich sogar im Sommer noch Socken und das luftigste der Gefühle waren mal ein Paar Ballerinas oder Sandalen, wenn das Thermometer so richtig auf Rekordjagd war. Was hat sich also geändert? Ich denke, es war kompletter Zufall und die Abenteuerlichkeit meiner Abenteuer selbst, die mich ganz beiläufig auf die Idee gebracht haben Barfuß und ohne Schuhe wandern zu gehen.

Wie ich auf das Barfußwandern gekommen bin

Ich bin viel mit dem Hund unterwegs – bei Sonne und Regen, Wind und Sturm -ganz egal: wir sind einfach gerne und viel draußen. Letztes Jahr habe ich mir dann zum ersten Mal ein Paar Barfußschuhe gegönnt – teils aus Interesse und teils, weil ich einfach die Käsemauken leid war, die ich in klassischen Wanderschuhen jedes Mal bekomme. Und tatsächlich – ich hatte wirklich noch nie solch bequeme Schuhe. Die ersten paar Wanderungen in den neuen Barfußschuhen waren anstrengend – die Muskulatur meiner Füße war das einfach nicht gewöhnt. Sie war nur daran gewöhnt im Sommer wie im Winter fest umschlossen und von allen Seiten gestützt zu werden und diese neuen Schuhe waren anders – angenehm anders! Weit, weich, flexibel – einfach bequem und die Sohlen meiner neuen Barfußwanderschuhe sollen einem – wer hätte das gedacht – ein Gefühl von Barfußlaufen vermitteln und das, obwohl man ja eigentlich Schuhe trägt. Und nun war ich neugierig. Eines Tages dachte ich über diese neuen Schuhe nach, während ich mit meinem Hund im Wald spazieren war – fühlen die sich wirklich wie Barfuß an? Ich musste das ausprobieren! Also hielt ich an, zog die Schuhe aus und lief ein Stückchen barfuß und ganz ohne Schuhe weiter. Es war kalt, es war feucht und irgendwie merkte ich jeden Schritt den ich machte ganz deutlich und nahm ihn sehr viel bewusster wahr. Ich wurde langsamer, mein Blick war auf den Boden unmittelbar vor mir gerichtet. Für umherkreisende Gedanken war plötzlich gar kein Raum mehr da und meine Konzentration ganz und ausschließlich im Hier und Jetzt.

Im Rahmen von Achtsamkeitsmeditationen und Achtsamkeitsübungen, wird immer mal wieder empfohlen, einfach die Schuhe auszuziehen und mal ein Stückchen barfuß weiter zu laufen – und ja, das funktioniert ganz fantastisch. Die volle Aufmerksamkeit ist auf dem Boden, die Steine, die Stöckchen und Glasscherben – es gibt eine ganze Menge Dinge auf den Wegen, an denen man sich potenziell verletzen könnte und in die man auch so nicht reintreten möchte (Stichwort: Nacktschnecken) – also immer schön aufpassen. Nach vielleicht zweihundert Metern barfuß auf dem kleinen Waldweg zog ich meine Schuhe wieder an – das war ja irgendwie ganz nett, aber so richtig dazu berufen, das ab jetzt öfter zu tun, fühlte ich mich nicht. Ist es denn genauso, wie mit den Barfußschuhen? Nun, sagen wir, es ist tatsächlich ähnlich und dennoch irgendwie ganz anders. In Barfußschuhen spürt man deutlich mehr von dem Untergrund auf dem man läuft, als in klassischen Schuhen oder Wanderstiefeln. Durch die dünnen und weichen Sohlen spürt man kleine Steine und Unebenheiten sehr viel intensiver und sehr viel deutlicher, als das durch einen normalen Schuh je möglich wäre und dennoch ist es anders: man spürt nicht die Kälte, nicht die Feuchtigkeit oder Trockenheit des Bodens, aber eben auch nicht jeden einzelnen spitzen Stein. Ich denke, man könnte Barfußschuhe als eine Art Mittelding zwischen klassischen Schuhen und dem Laufen und Wandern ganz ohne Schuhe beschreiben. Mit Barfußschuhen kann man genauso schnell unterwegs sein, wie mit herkömmlichen Schuhen – versucht man sich hingegen barfuß zu beeilen, kann das Verletzungsrisiko dabei durchaus stark ansteigen. Barfußschuhe geben einem Schutz vor Unebenheiten und reduzieren das Verletzungsrisiko und kommen dabei dem Laufen ganz ohne Schuhe dennoch sehr nahe. Aber eigentlich sollte es hier ja um das Wandern ohne Schuhe – also das Barfußwandern – gehen.

Abgesehen von diesen kleinen Versuchen und der Erforschung der Tatsache, wie nah Barfußschuhe nun dem tatsächlichen Barfußlaufen kommen, behielt ich meine Schuhe meistens an. Es war dann der brüllend heiße Sommer in diesem Jahr, der mich immer häufiger in die Barfüßigkeit trieb. Wanderschuhe und Socken waren mir einfach zu warm und in die Sandalen kamen im Wald ständig Sand, Steinchen und Stöcker – und so zog ich die Sandalen dann immer häufiger aus, während ich im Wald unterwegs war und fand Schritt für Schritt Gefallen daran, meine Waldspaziergänge ganz ohne Schuhe durchzuführen. Auf das Wandern ohne Schuhe – das richtige Barfußwandern – kam ich dann, als ich mit Nüsschen zusammen einen Roadtrip quer durch Lappland gemacht habe: viele der Wanderwege, denen wir unterwegs waren, waren durch die noch immer anhaltende Schneeschmelze so überflutet und nass, dass ich oft die Wanderschuhe auszog, damit ich nach der Tour im Lager noch immer ein trockenes Paar Schuhe für meine müde gewanderten Füße hattee. Und ja, inzwischen finde ich es sehr schön und sehr angenehm barfuß unterwegs zu sein und trage immer häufiger meine Wanderschuhe durch den Wald.

Ist Barfußwandern gesund?

Die Wärme und Kälte des Untergrundes, die Beschaffenheit des Bodens und das damit einhergehende Massieren der Füße, das geschiet, während man läuft, können die Durchblutung der Füße anregen. Dadruch, dass die Füße nicht mehr eingeengt, gepolstert und gestützt werden, werden Muskeln und Muskelgruppen in den Füßen beansprucht, die in euren Füßen vermutlich schon lange nicht mehr sonderlich ausgiebig genutzt worden sind – die Muskulatur der Füße kann und wird sich bei häufigem laufen ohne Schuhe aufbauen und daran gewöhnen. Das heißt aber auch, dass die Füße anfangs nach den Wanderungen sehr müde sind und auch der ein oder andere Muskelkater nicht ungewöhnlich ist.

Wichtig wäre mir darauf hinzuweisen, dass Barfußwandern eine bewusste Tätigkeit sein sollte, für die man sich aktiv entschieden hat. Wer es eilig hat, einfach bloß ankommen oder Kilometer schrubben möchte, der ist vermutlich besser beraten, die Wanderschuhe anzubehalten.

In Sachen Gesundheit sollte bei unachtsamem Barfußwandern bemerkt werden, dass das Risiko für Verletzungen an den Füßen deutlich steigen kann.

Wer nach einem Ärgernis oder einem Streit schlecht gelaunt und ohne Schuhe unterwegs ist, wird ebenfalls merken, das man häufiger mal auf ein spitzes Steinchen tritt.

Kann ich mit Gepäck barfuß wandern?

Na klar – das geht. Die Frage ist natürlich immer – Wie viel Gepäck man trägtund wie geübt man selbst und eigenen Füße bereits sind. Moderne Wanderschuhe haben Dämpfungen, die für eine Entlastung der Füße sorgen sollen, auch wenn man mit schwerem Gepäck unterwegs ist. Schweres Gepäck ist natürlich insgesamt nicht besonders gut für den Körper, noch ist es sonderlich angenehm über weite Strecken zu tragen. Wer sich langsam steigert – sowohl was die Distanz als auch das Gewicht betrifft, der sollte keine Probleme bekommen auch barfuß mit Gepäck unterwegs zu sein.

Inzwischen bin ich teilweise sogar auf mehrtägigen Wanderungen ohne Schuhe unterwegs – dabei trage ich 10-12 Kilogramm Gepäck und laufe um die 15 Kilometer täglich. Kein Problem. Aber über mögliche Langzeitschäden kann ich natürlich erst in zwanzig Jahren berichten.

Ist Barfußwandern gefährlich?

Das Leben ist gefährlich und so natürlich auch das Barfußwandern. Wenn die Füße nicht durch große, feste Schuhe geschützt sind, kann man sich natürlich schneller und leichter verletzen, insbesondere, wenn man unachtsam oder schnell unterwegs ist. Barfußwandern bzw das laufen ohne Schuhe kommt auch als Meditations- und Achtsamkeitspraktik zur Anwendung – wer sich auf seinen Untergrund und seinen nächsten Schritt konzentriert, hat keine Kapazität mehr für ablenkende Gedanken. Das gilt aber natürlich auch andersrum: wer abgelenkt und nicht bei der der Sache ist, achtet möglicherweise nicht ausreichend auf den nächsten Schritt und tut sich weh.

Zu beachten ist, dass wenn einem die Handtasche gestohlen wird, kann man barfuß vermutlich nicht so schnell dem Dieb nachlaufen wie mit Turnschuhen ☝🏻

Auf welchen Untergründen läuft es sich am angenehmsten?

Feine, sandige und trockene Waldböden und feuchte Wiesen – Das sind meine persönlichen Favoriten. Am schlimmsten sind Schotterstraßen. Asphalt ist nicht angenehm, aber kein großes Problem. Felsige Wege mit Stufen und Steinen lassen einen nur sehr langsam vorankommen, haber aber irgendwie ihren ganz eigenen Reiz.

Vorsicht vor langem, trockenem Gras und Laub – hier kann man prima ausrutschen und auf den Popo fallen!

Barfuß auf der Schotterstraße – Schotter ist ein eher unangenehmer Untergrund um barfuß darauf zu laufen.

Was kostet es, wenn ich mit dem Barfußwandern anfangen will?

Gar nichts! – Verrückt, oder? Ich glaube tatsächlich, dass Barfußwandern der einzige Trend auf dem Planeten ist, der absolut nix kostet. Einfach beim nächtsten Spaziergang mal die Schuhe ausziehen und ein paar Meter ohne laufen und gucken, wie es ist – ganz einfach.

Wer mag, kann sich natürlich hinterher mit Fußcremes und Co verwöhnen – aber das habe ich tatsächlich noch nie gemacht.

Sollte ich das Barfußwandern mal ausprobieren?

Ja. Unbedingt! Es muss ja keine weite und schwierige Strecke sein – einfach mal beim nächsten Spaziergang für ein paar Meter die Schuhe ausziehen und den Waldboden mit den eigenen Füßen spüren.

Spricht etwas gegen das Barfußwandern?

Die Schuhindustrie 😋

Und das Verletzungsrisiko. Wer panische Angst davor hat, sich zu verletzen, sollte es vielleicht lieber sein lassen. Natürlich entgeht einem dann aber auch ein sehr individuelles und naturnahes Erlebnis.

Natürlich weiß ich auch nichts über die Fußgesundheit eines jeden Einzelnen. Wer Gelenkprobleme oder Schmerzen hat, sollte vielleicht zunächst mit seinem Arzt sprechen.

Achtsamkeit, Meditation und barfuß wandern

Wer sich mit Achtsamkeit und Meditation befasst, wird auch immer wieder mal auf die Empfehlung stoßen die Schuhe abzulegen und ein paar Meter barfuß zu laufen. Die Idee dahinter – man achtet auf jeden einzelnen Schritt und darauf, wo man als nächstes seinen Fuß hinsetzt. Da das hohe Konzentration und Aufmerksamkeit verlangt, ist das Gehirn plötzlich ganz von allein nicht mehr in der Lage sich mit den Problemen und Sorgen des Alltags zu befassen. Für mich funktioniert das sehr gut und häufig befreit das Barfußwandern mein Gehirn von Sorgen und Last.

Und ganz im Vorbeilaufen findet man Ruhe und Gelassenheit.

Und sonst so?

Achtung vor Nacktschnecken – Es ist sehr unangenehm da drauf zu treten!

Außerdem sollte man in der Nähe von Fallobst aufpassen – heruntergefallene Früchte wie Äpfel, Birnen oder Pflaumen locken häufig Wespen an oder du kannst auf einer matschigen Frucht ausrutschen!

Und nun viel Spaß bei deinem eigenen Barfuß-Wanderabenteuer! 😍


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